Peterson Rich Office wandelt ehemaliges Beckenstein-Gebäude in eine öffentliche Kunstgalerie in NY um

Das in Brooklyn ansässige Designstudio Peterson Rich Office hat das ehemalige Beckenstein-Gebäude an der Lower East Side in New York in eine lichtdurchflutete, öffentliche Kunstgalerie umgewandelt. Die Galerie wurde 1990 von Emmanuel Perrotin gegründet und stellt zeitgenössische Kunst aus.

Author: Dipl.-Ing. Architekt BDA Andreas Thiele

Die Umgestaltung umfasst 3.160 Quadratmeter und ist die erste öffentliche Kunstgalerie von den Architekten.

Das Gebäude wurde 1890 erbaut und befindet sich in der Orchard Street 130 an der Lower East Side. Es war zu Beginn ein Wohngebäude und wurde im Verlaufe der Zeit überwiegend gewerblich genutzt

© Rafael Gamo

Nun fungiert das Gebäudes als offene, flexible Galerie für zeitgenössische Kunst und enthält zudem verschiedene Büro- und Arbeitsflächen. Aufgrund seiner Größe, der vielfältigen Nutzung und Historie sehen viele das Gebäude eher als eine Institution als nur eine weitere kommerzielle Kunstgalerie. Die Designer kombinierten schwarze und weiße Materialien und Obeflächen auf eine elegante Art und Weise, um die Designsprache der ausgestellten Objekte und Stücke für sich selbst sprechen zu lassen.

“Perrotins Räumlichkeiten wurden, mit einer Reihe von Nutzungsmöglichkeiten, die von den Galerien über die Buchhandlungen bis hin zur Dachterrasse im 6. Stock reichen, sowohl ästhetisch als auch operativ zum Leben erweckt.”, so Miriam Peterson und Nathan Rich, Mitbegründer von Peterson Rich Office.

“Die vollständige Umgestaltung des Gebäudes orientiert sich am regen Straßenleben der Lower East Side und lädt die Öffentlichkeit ein, zu jeder Tages- und Nachtzeit mit der Kunst zu interagieren. Innen wie Außen schafft der Entwurf die Voraussetzungen für eine Vielzahl von Ausstellungen und Veranstaltungen, was die Grenze zwischen Kunstgalerie und Institution verwischen lässt”, fügten die Designer hinzu.

© Guillaume Ziccarelli

Im vergangen Jahrzehnt haben Kunstgalerien eine zentrale Rolle an der sich verändernden Lower East Side gespielt. In diesem Stadtteil gibt es heute fünfzehnmal so viele Galerien wie vor zehn Jahren.

Während die überwiegende Mehrheit dieser Räume kleine Ladenflächen mit einer Fläche von 30 bis 50 Quadratmeter sind, verfügt Perrotin über die größte Ausstellungsfläche, was eine starke Veränderung im Umfeld von kleinen Ladenausstellungen zu großen Galerien im Museumsmaßstab darstellt.

Obwohl es sich um eine private Kunstgalerie handelt, ist Perrotin ein öffentliches Gebäude – im Gegensatz zu vielen Museen ist sie kostenlos und für alle zugänglich.

Eine radikale Umgestaltung der bestehenden flachen Ziegelkappendecke war erforderlich, um die offene Grundfläche zu maximieren, alle drei Stockwerke der Ausstellungsfläche miteinander zu verbinden und um die ungewöhnlich hohen Decken zu nutzen.

Das Gebäude umfasst fünf Ausstellungsräume und mehr als 1.858 Quadratmeter öffentlichen Raum. Eine Treppe aus geschwärztem Stahlblech verbindet in einem Atrium die 3 Etagen und ist für die Ausstellung von Skulpturen hervorragend geeignet.

 

Die Buchhandlung im Erdgeschoss ist an die Laufkundschaft addressiert und bedient andere Kunden als eine typische Kunstgalerie Der Dachgarten wird für Veranstaltungen genutzt.

Die Herausforderung bestand darin, dass 2 der 3 Stockwerke kein Tageslicht bekommen. Infolgedessen arbeitete Peterson Rich Office mit den Experten von Pierce Lighting Studio zusammen, um eine maßgeschneiderte Beleuchtung zu entwickeln, die gleichmäßiges, ungerichtetes Sonnenlicht nachahmt, aber die Flexibilität für punktuelle und gerichtete Beleuchtung einzelner Arbeiten ermöglicht.

Ihre Arbeit begann am bestehenden Gebäude, das historisch mit Ziegelkappendecken strukturiert ist. Für die neuen Galeriedecken baute Peterson Rich Office die Bögen komplett neu auf, um die strukturelle Stabiliät zu gewährleisten, aber auch um die gesamte Infrastruktur zu verbergen, die für eine Galeriedecke erforderlich ist. Dazu gehört ein Sprinklersystem, Aufhängepunkte, Sicherheitssysteme, Stromversorgung und vor allem die Beleuchtung.

Die Bögen wurden damit zu einer Projektionsoberfläche für die Reflektion des Lichtes ausgestrahlt von Tageslicht-LEDs. Die weiche Krümmung der Bögen reflektierte das Licht gleichmäßig zurück zum Galerieboden und erzeugte eine gleichmäßige Verteilung innerhalb die Galerieräume.

Die Bögen ermöglichen eine Beleuchtungsstrategie, die sowohl sehr flexibel als auch architektonisch unverwechselbar ist.

Diese Leuchten können auf 0% gedimmt werden. Wenn gerichtetes Licht oder Spots benötigt werden, hat Peterson Rich Office eine Stromschiene in das Auflager jedes Deckenbogens integriert.

Dies bedeutet, dass die Galerie jede Art von Ausstellung platzieren kann. Seit der vollständigen Eröffnung im Jahr 2018 hat Perrotin Skulpturen, Installationen, Videos, Performances und traditionelle Gemälde ausgestellt.

Zur Website der Architekten: Peterson Rich Office

Bilder:
© Eric Petschek
© Guillaume Ziccarelli
© Rafael Gamo
Titelbild: © Guillaume Ziccarelli
Herausgeber: Dipl.-Ing. Architekt BDA Andreas Thiele