Aus dem Rheintal in die Welt - Querkraftelemente der M-Plus AG

Author: Dipl.-Ing. Architekt BDA Andreas Thiele

Die ursprüngliche Idee für einen gedämmten Wärmestoß geht auf Peter Schweizer zurück; dieser hatte bereits in den 90er Jahren des 20. Jahrhunderts ein derartiges Bauteil patentieren lassen.
Im Frühjahr 2016 wurde diese Entwicklung wieder aufgenommen und die M-PLUS Bauprodukte AG von Werner Marty sr., Werner Marty jr. und Peter Schweizer gegründet.

 

Das Querkraftelement der M-PLUS AG

Die Einbausituation von tragenden Bauteilen, die eine Wärmedämmschicht durchstoßen, ist aktueller denn je – neu ist sie nicht. Und so gibt es eine Vielzahl von Herstellern, die für dieses Konstruktionsdetail der Kraftübertragung gute und verbreitete Lösungen anbieten.

Die M-PLUS Elemente bestehen im Wesentlichen aus drei Komponenten, dem Dämmkörper, dem Kraftprofil und der angeschweißten Anschlussbewehrung. Den Dämmkörper haben alle wärmegedämmten, kraftübertragenden Plattenstöße gemeinsam; das Kraftprofil und die integrierte Anschlussbewehrung nicht.

Der Dämmkörper wird im Standard der M-PLUS AG mit einer formstabilen Steinwolle hergestellt. Die Ausführung mit EPS-Schaum oder Schaumglas sind ebenso möglich.

Der erste und wesentliche Unterschied zu Bauteilen gleicher lastabtragender Funktion besteht im Kraftprofil mit beidseitig angeschweißten Kopfplatten, was vor allen eine deutlich geringere Einbindetiefe in die angeschlossenen Betonbauteile ermöglicht. Die Handhabung auf der Baustelle wird dadurch deutlich vereinfacht.

Die Kraftübertragung mittels eines auch im Inneren gedämmten Kastenprofils aus Edelstahl gewährleistet einen wesentlich geringeren Wärmeübergang bei vergleichbarer Lastaufnahme.

Zur Aufnahme von horizontalen Kräften aus z.B. Erdbebeneinwirkungen werden sogenannte „fixe“ Elemente ohne Schaumstoffeinlage gefertigt. Für sehr hohe horizontale Kraftaufnahme können die Kraftprofile liegend positioniert werden.

Der zweite wesentliche Unterschied zu herkömmlichen Bauteilen für wärmegedämmte Plattenstöße oder Kraftübertragungen ist die in das Element integrierte Anschlussarmierung. An die Kopfplatten des Kraftprofils sind beidseitig geschlossene Bügel aus Bewehrungsstahl angeschweißt und mit Quereisen verbunden. Durch diesen kleinen Bewehrungskorb an jedem Kraftprofil – der Bügel eine optimale Krafteinleitung in die anschließenden Betonbauteile Bügel – bedarf es keiner weiteren, auf der Baustelle verlegten Anschlussbewehrung. So werden die Zeit gespart und Verlegefehler bei der Bewehrung vermieden.

Die Standardquerkraftelemente werden mit einer Länge von 1000 mm hergestellt, Bauteillängen bis zu 4000 mm sind möglich und immer noch leicht auf der Baustelle zu handhaben. Die Höhe der Dämmung kann zwischen 180 mm und 300 mm variieren; die Dämmstärk kann zwischen 80 mm und 160 mm.

 

Sonderbauteile werden nach statischer Erfordernis und in enger Abstimmung mit Tragwerksplanern in großer Bandbreite gefertigt.

Die Querkraftelemente der zweiten Entwicklungsstufe – mit integrierter Anschlussbewehrung – werden seit 2017 gefertigt und vertrieben – ein Alleinstellungsmerkmal im Bereich der gedämmten Plattenstöße.

Seit dem 18.12.2019 ist das Patent für das Querkraftelement der M-PLUS AG Azmoos beim Europäischen Patentamt eingetragen. Die Bekanntmachung der Patenterteilung wurde in Januar 2020 im europäischen Amtsblatt veröffentlicht.

Internationale Resonanz

Im Januar 2019 wurde die kleine aber feine Produktpalette der M-Plus AG auf der Leitmesse der Bauindustrie, der Bau 2019 in München vorgestellt und erregte großes Interesse sowohl bei Ingenieuren der Tragwerksplanung als auch bei den Einkäufern und Technologen der ausführenden Firmen des Bauhauptgewerkes und des Stahlbetonbaus – nicht nur aus Deutschland und der Schweiz, sondern vielmehr auch darüber hinaus. Konkretes Interesse an den Produkten zeigte sich dabei bei Planern aus Österreich, den Niederlanden und Skandinavien.

Zulassung der Bauteile in Deutschland und Europa

Um diese vielfältige Interessenlage in naher Zukunft bedienen zu können, wurde das Zulassungsverfahren für die Allgemeine bauaufsichtliche Zulassung in Deutschland beim Deutschen Institut für Bautechnik DIBt eingeleitet. Dafür waren zusätzliche Versuchsreihen erforderlich, mit deren Ergebnissen die notwendigen Belastungskennwerte belegt werden konnten.

Die Zulassungen für weitere europäische Märkte sind in Vorbereitung und werden mit den Erfahrungen des Zulassungsverfahrens beim DIBt in Deutschland nach und nach in Angriff genommen.

Produktion und Vertrieb

Bisher werden alle Bauteile ausnahmslos in Azmoos und Weite im Kanton St. Gallen gefertigt und von dort auf die Baustellen geliefert. Die Gründe dafür sind so einfach wie einleuchtend: Es sind die Qualitätssicherung, die Rückkopplung der Herstellung der Bauteile mit der Weiterentwicklung der Bauteile und die Rationalisierung der Herstellung.

Aber auch, um in Zukunft die Randbedingungen und Anforderungen für die Herstellung außerhalb der Schweiz definieren zu können.

Die Herstellung ist nach ISO 9001 und ISO 14001 durch einen akkreditierte Zertifizierungsstelle zertifiziert.

Bisher wurden in Summe etwas mehr als 2.000 laufende Meter gedämmte Plattenstöße als Standardbauteile oder Sonderbauteile gefertigt, geliefert und innerhalb der Schweiz eingebaut.

 

Bilder: M-Plus Bauprodukte AG
Herausgeber: Dipl.-Ing. Architekt BDA Andreas Thiele